Nach der Auswertung aller Untersuchungsbereiche führe ich ein ausführliches, persönliches Beratungsgespräch mit den Eltern. Hier kann nun beantwortet werden, ob sich die Schriftsprachauffälligkeiten des Kindes im Rahmen des „Normalen”, also des altersspezifischen Durchschnitts befinden, oder ob es sich um eine das Kind beeinträchtigende Ausprägung derselben handelt. Anhand statistisch abgesicherter Testwerte sowie einer qualitativen Fehleranalyse kann ich hierzu eindeutige Aussagen machen. Dabei geht es jedoch nicht allein um die Interpretation von Zahlenwerten.

Vielmehr soll den Eltern die individuelle Herangehensweise des Kindes, sein Bemühen, Lautanalyse und -synthese anzuwenden, nahe gebracht und verdeutlicht werden, denn das Verstehen der Problematik ist der erste Schritt zu ihrer Lösung. Bloßes Mitleid und Trost entschärfen die Situation für das Kind nicht. Es fühlt sich zu Recht missverstanden und entwickelt eventuell noch größere Scham, weil es seine Eltern immer wieder enttäuscht. Diese Notlage des Kindes kann sich dann auf unterschiedliche Weise äußern. Manche ziehen sich zurück, andere versuchen, durch aggressives Verhalten ihre Schwäche zu überdecken.

Durch die erlebten schulischen Misserfolge und die vergeblichen Versuche, diese mittels vermehrtem Einsatz von Fleiß und Konzentration, aber auch psychischem Druck zu verhindern, wird die Geduld und Einsatzbereitschaft sowohl des Kindes als auch der Eltern auf eine harte Probe gestellt. Niemand versteht wirklich, warum alle Bemühungen nicht zum erhofften Ergebnis führen. Das Kind wird immer mehr verunsichert, es beginnt, an seiner Person zu zweifeln und nicht mehr nur an seinen Fähigkeiten.

Im Beratungsgespräch möchte ich verdeutlichen, dass ein Legastheniker eben nicht generell und überall scheitert, sondern lediglich an Teilbereichen des Schriftsprachaufbaus. Diese relevanten Bereiche müssen in einer Therapie isoliert trainiert und behandelt werden.

   
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